21.03.2019
Am Rande des Wahnsinns:
Wie der Relaunch doch noch gelingt
Von Meike Lücke
Wenn es die eigene Marke betrifft, macht einem keiner etwas vor. Denkste! Sobald es ans Eingemachte geht, drohen Stillstand, Verzweiflung, Wahnsinn. Wir wissen, wovon wir sprechen und haben Bilanz gezogen. Ein schonungslos ehrlicher Blick auf unser Projekt „elbfeder 5.0“.
Zeit, dass sich was ändert
Fünf Jahre sind in der Geschichte der Menschheit nur ein Wimpernschlag. Im Zeitalter des digitalen Wandels sind es Ewigkeiten. Wer in der Kommunikation arbeitet, kennt das Problem: Ständig ein neuer Trend, eine neue Plattform, ein neues Tool. Auch für uns gilt es, am Puls der Zeit zu sein, den Kunden in seiner Lebenswelt zu erreichen und abzuholen und in der Fülle des Angebots offline wie online sichtbar zu werden. Zeitgleich ist es fatal, jedem Trend blind hinterherzulaufen. Vielmehr ist es die Kunst, innezuhalten und sich zu fragen: Was konkret will ich eigentlich erreichen? Wofür stehe ich? Was bringt mich ans Ziel? Und wer kann mir dabei helfen?
Auch ich habe mir als Inhaberin Mitte 2017 diese Fragen gestellt und schnell eine Antwort gefunden: Nach einigen Jahren der Selbständigkeit und zahlreichen Erfahrungen fehlte es meiner elbfeder an Profil. Weil sich der Fokus meiner Dienstleistung verändert hat. Weil die Nachfrage mein Angebot geschärft hat. Weil die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern gewachsen ist. Weil ich selbst als Unternehmerin menschlich wie fachlich gereift bin.
Logo neu, alles neu
Schnell war mir klar: Das Logo muss überarbeitet werden. Inhaltlich, weil „Text // Konzept // Beratung“ zwar das widergibt, was ich anbiete, aber nicht umfassend war. Gestalterisch, weil das Logo-Design zwar prägnant ist, jedoch aufgrund des vollflächigen Hintergrunds wenig Freiraum für die Platzierung ließ.
Kommunikation ist die Klammer für das, was mich antreibt und was ich biete. Im B2B-Verhältnis ist der Begriff geläufig. Meiner elbfeder das englische Pendant Communications zuzuordnen, kam für mich nicht infrage. Ich liebe die deutsche Sprache, stehe für klare Texte und bewege mich im deutschsprachigen Raum. Der Schritt lag daher nahe: Aus elbfeder Text // Konzept // Beratung wird elbfeder Kommunikation. Diese Entscheidung war leicht. Doch dann begann der Wahnsinn…
Fremde Hilfe, frischer Blick
Meinen Kunden rate ich, die eigene Website in fremde Hände zu geben. Zu sehr verwoben, zu tief im Thema, zu emotional verbunden ist man selbst mit der eigenen Marke. Der kritische Blick von außen geht verloren. Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung driften auseinander. Im besten Fall kommt man mit einem blauen Auge davon, im schlimmsten Fall geht das Ergebnis an der Zielgruppe vorbei.
Tja, und dann bin ich selbst in diese Falle getappt. Liegt es doch nahe, seine eigenen vertrauten Kooperationspartner ins Boot zu holen. Warum Kompetenz von außen einkaufen, wenn ich in meinem Team selbst über geballte Kompetenz für Konzeption, Text, Design und Programmierung verfüge? Doch schon nach den ersten Entwürfen stellten wir gemeinsam fest: Wir drehen uns im Kreis. Wieder und wieder suchten wir nach Ansätzen, Lösungen – immer mit dem Fokus auf dem, was mir wirklich wichtig war: Die neue Website sollte zu 100 Prozent meine elbfeder-DNA treffen.
Zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung
Im Gespräch sagen mir Kunden häufig, dass sie an mir Offenheit, Ehrlichkeit, Pragmatismus und Humor schätzen. Also neben der fachlichen Kompetenz vor allem Eigenschaften, die meine Persönlichkeit widerspiegeln. Ebenso geht es mir mit meinen Kunden. Ich möchte mich mit ihnen und dem Projekt verbunden fühlen und mit bestem Gewissen sagen können: Ich kann Ihnen helfen. Also lag die Lösung für die Website nahe: Es müssen individuelle Bilder her, die diese Eigenschaften widerspiegeln. Die nah dran und vor allem authentisch sind. Eine Anforderung, die ich bei meiner Agenturgründung außer Acht gelassen hatte. Bilder wurden aus Zeit- und Kostengründen aus Bilddatenbanken ausgewählt und – dreimal dürfen Sie raten – im Laufe der Jahre nie ersetzt.
Der frische Cyan-Ton dagegen gehört für mich zur elbfeder-DNA – in Anlehnung an meine Heimat Hamburg und die Elbe. Und natürlich das Kunstwort elbfeder, das sich inzwischen etabliert hat. Oft höre ich: „Da kommt die elbfeder.” In E-Mails an mich heißt es: „Liebe elbfeder…” Ich freue mich immer wieder darüber, denn die elbfeder ist ein wesentlicher Teil von mir geworden. Ein Teil, den ich nicht mehr missen möchte.
Aber was macht man nun mit all den Erkenntnissen? Erstmal nichts. Denn nach zahlreichen schlaflosen Nächten, Wutausbrüchen und purer Verzweiflung darüber, dass ich meinen eigenen konzeptionellen und kreativen Ansprüchen an die Arbeit nicht gerecht werden konnte, habe ich das getan, was einzig richtig war: die Notbremse gezogen und meinem Team und mir eine Auszeit gegönnt. Aus ein paar Tagen wurden erst Wochen, dann Monate.
Land in Sicht
Erst im Herbst 2018 haben wir gemeinsam die Kraft aufgebracht, das Thema elbfeder-Relaunch wieder anzugehen – mit frischem Blick, neuem Elan und zurückgekehrter Kreativität. Heute weiß ich: Gut, dass wir einander und der neuen Gestaltung diese Zeit gegeben haben, denn plötzlich lag die Lösung vor uns.
Am 1. April 2019 haben wir gemeinsam im Team „elbfeder Kommunikation“ neu aus der Taufe gehoben. Statt zum 4. dann eben zum 5. Geburtstag. Ich trag’s mit Fassung und wie immer – mit viel Humor. Am Ende zählt das Ergebnis und unsere Arbeit als Team. Und darauf bin ich stolz.
Sie erinnern sich? Ich hatte anfangs erwähnt, dass ich meinen Kunden rate, den Relaunch der Website besser in fremde Hände zu geben, weil die eigene Verbundenheit zur Marke den Blick vernebelt. Heute weiß ich einmal mehr, dass dieser Rat Gold wert ist. Hoffentlich auch noch in 5 Jahren, wenn der nächste Relaunch ansteht. Aber bis dahin feiern wir uns, unseren Geburstag und elbfeder Kommunikation.